Dieser Thread hat mich dann auch mal dazu gebracht hier nicht mehr lediglich anonym mitzulesen, sondern ebenfalls als Autor aktiv zu werden.
Ich stelle mich am besten erstmal kurz vor, damit man meine Meinung vielleicht besser einordnen kann.
Ich bin 21 Jahre alt und komme aus Dortmund. Studiere derzeit Kommunikations- und Marketingwirtschaft und bin nebenbei seit über 5 Jahren im Bereich Web/Print-design, Webentwicklung, Marketing und Eventorganisation tätig.
Ich denke, dass das ganze nicht so einfach ist, wie z.B. im Blog von mstefan beschrieben.
Ich nehme mich als Beispiel.
Ich bin nicht angelernt. Habe zwar ein Fachabi in Wirtschaftsinformatik, aber das hilft wohl kaum weiter.
Ich bin weder ausgelernter Mediendesigner, noch Informatiker mit Diplom.
Trotzdem arbeite ich professionell und zu gehobenen Preisen.
Das liegt daran, dass ich 80% meiner Aufträge von Werbeagenturen direkt beziehe, bei welchen ich durch Praktika etc. eingestiegen bin. Diese bekommen professionelle Aufträge und verteilen Sie dann an mich weiter.
Ich weiß nicht, ob der Kunde davon immer weiß, aber zumindest hat sich noch niemand beschwert, da ich - so denke ich - qualitativ hochwertige und saubere Arbeiten ablege.
Nun ist es aber so, dass diese Aufträge nicht regelmäßig eingehen. Es können 3 im Monat sein, kann aber auch nur einer sein.
Generell könnte man jetzt denken: "Macht ja nix, der macht das ja nur freiberuflich, kann er halt nächstes Wochenende mal nicht feiern gehen."
Das mag für manche stimmen, trifft auf mich aber nicht zu. Ich studiere an einer Privatuniversität, welche mich knapp 600,- ¤ im Monat kostet. Miete etc. wird zwar von den Eltern übernommen, aber alles schaffen sie dann doch nicht.
Ich bin also darauf angewiesen einen gewissen Betrag im Monat zu erwirtschaften.
Wenn ich einen Auftrag von einer der Werbeagenturen bekomme, dann ist das geregelt. Ich arbeite ca. 2 Wochen jeden Tag nachmittags ein par Stunden daran und gut ist. Sollte ich jedoch mal keinen bekommen, dann muss ich anderweitig für Geld sorgen.
So kommt es immer wieder dazu, dass ich sog. "unterbezahlte Arbeiten" anfertige. Ob es nun einfache Designumsetzungen in X/HTML und CSS sind, Logodesigns oder was auch immer.
Für eine Umsetzung eines Designs in X/HTML und CSS, für welche ich normalerweise mit gut 200,- ¤ rechnen kann beziehe ich dann zwischen 50,- bis 100,- ¤.
Ich muss diese Jobs annehmen, weil ich sonst mein Studium nicht finanzieren kann.
Ich habe Glück, dass ich von einem ehemaligen Chef eine Adobe-Creative-Suite Lizenz geschenkt bekommen habe, welche ich nutzen kann, denn solch ein Paket könnte ich mir sonst nicht leisten.
Nun mein Problem mag etwas speziell sein, aber ich denke trotzdem, dass einige Webentwickler, welche für Dumping-Preise arbeiten einfach auf das Geld angewiesen sind.
Natürlich gibt es da vorallem viele, welche nebenbei studieren oder noch die Schule besuchen.
Aber das ist doch überall so, oder? Für einen Umzug kann ich mir auch die Möbelpacker, oder die günstigen Studenten holen...
Natürlich kann man über die Qualität der Arbeit streiten, aber ich möchte sogar soweit gehen, dass teilweise (!!!
diese "Ungelernten" bessere Arbeit abliefern, als die Alteingesessenen.
Das liegt an mehreren Punkten:
Zum einen sind die Studenten, welche z.B. Mediendesign studieren und sich nebenbei ein wenig dazu verdienen oft noch mehr in der Materie als die Alteingessessen. Ich habe teilweise Vorstellungsgespräche bei Werbeagenturen gehabt, welche immernoch mit Photoshop 6.0 arbeiten, obwohl damals längst CS draussen war. Sie haben ihre Seiten mit Dreamweaver oder noch schlimmer Frontpage "hingehauen" und nach dem Motto gehandelt "Hauptsache der Kunde zahlt".
Sicher gibt es eine solche Mentalität auch bei den Billig-Preis-Anbietern, aber ich denke doch, dass es da auch gute Alternativen gibt.
Mir z.B. ist es für mich persönlich wichtig, dass meine Projekte ordentlich erledigt werden. Ich habe mich seit mehreren Jahren auf Barrierefreiheit im Netz spezialisiert und will deshalb alle meine Referenzen insofern abgedeckt haben.
In einer Werbeagentur in der ich mal ausgeholfen habe ging es einmal darum für einen Kunden eine Referenzdatenbank zu pflegen. Der Kunde hatte ca. 3x monatlich eine E-Mail geschrieben mit neuen Daten, welche wir dann in die HTML-Seite einpflegten.
Ich habe dann irgendwann mal vorgeschlagen, dass wir doch einfach per PHP & mySQL arbeiten sollten, der Kunde schickt die Mails in einem bestimmten Format an unseren Server und dieser schreibt sie dann automatisch in die Datenbank.
Ablehnung. Grund: Der Kunde zahlte für jede Änderung 10,- ¤. Auf Dauer ist das mehr, als die einmaligen Kosten für das Script.
Natürlich ärgere auch ich mich manchmal, wenn ich ein Angebot z.B. für ein Logodesign schreibe und meine sehr knapp kalkulierten 200,- ¤ nicht angenommen werden, weil irgendjemand anderes 50,- ¤ oder weniger wollte. Da hilft es auch nichts den Kunden darauf hinzuweisen, dass er vermutlich ein jpg bekommt, welches er weder skalieren, noch drucken oder sonstwas kann und er lieber mehr zahlen sollte um eine ordentliche Vektorgrafik zu bekommen.
Das Problem ist einfach, dass sich zuviele Kunden zuwenig auskennen und somit die Katze im Sack kaufen.
Wenn der Kunde, welcher diese Referenzdatenbank hatte z.B. gewusst hätte, dass er einmalig 500,- ¤ zahlt, aber danach nie wieder was, dann hätte er dieses Angebot sicher überdacht. Genauso hat sich der Kunde vom Logo bestimmt geärgert, als er das verpixelte Logo mit anderen Farben auf seinem Plakat wiederentdeckt hat.
Meine Lösung heißt deswegen eine Zwischenform anzubieten.
Für die Werbeagenturen arbeite ich weiterhin für großes Geld, einfach weil es mir möglich ist und ich so schnell und leicht an die benötigten Euronen rankomme - mal ehrlich: Als Student hat man ja noch was anderes zu tun, als die ganze Zeit zu arbeiten ;-)
Sonst jedoch versuche ich Mittelpreisangebote vorzulegen, welche ordentlich gemacht sind, aber trotzdem auch den kleineren Budgets genehm werden.
Momentan befürchte ich ehrlich geasgt, dass ich mich in meinen Ausführungen hier ein wenig widerspreche, aber während des Schreibens habe ich nochmal ein wenig nachgedacht, also sollte das so sein bitte nicht zu hart mit mir ins Gericht gehen ;-)
Beste Grüße,
Simon