Jürgen Auer
Legendäres Mitglied
Hier, im Westen / Norden gelten ja Websites wie YouTube und Twitter teilweise als Spielzeug (Videos für gelangweilte Leute) oder unsinnig - Twitter-Nutzer hätten zwar Follower, aber niemand würde das lesen. Und Geld würde ja ohnehin nicht damit verdient werden.
Von klassischen Journalisten wurde bei der Flugzeugwasserung im Hudson-River und später beim Amoklauf von Winnenden eingewendet, daß auch Falschinformationen dabei gewesen seien.
Ok, mag ja alles stimmen.
Aber sieht man sich an, wie wichtig nun beide Angebote für die Entwicklung im Iran sind, dann entwickeln die Bilder, Videos und Twitter-Nachrichten eine Wucht und Objektivität, die jenseits der klassischen journalistischen Angebote liegt.
Klassisch: Bilder von Personen im Todeskampf verbieten sich für den Abdruck.
Nun: Journalisten trauen sich nicht mehr auf die Straßen / werden ausgewiesen - diese Quelle entfällt. Hier greift die klassische staatliche Repression (Ausweisung, Verhaftung). Stattdessen Videos und Bilder von Betroffenen / Angehörigen in einer Wucht, so daß sich die Frage einer 'absichtlichen Manipulation' auch nicht mehr stellt.
Letzteres gab es ja auch schon - Bilder aus dem Israel-Palästinenser-Konflikt, bei denen nicht klar war, ob nicht die Explosion (mit vielen Toten) ganz andere Ursachen hatte.
Praktisch wird auf YouTube / Flickr / Twitter so viel Material eingespielt und es werden damit auch Informationen innerhalb des Iran weitertransportiert, die bei klassischen Zensurtechniken (Ausweisung aller ausländischen Journalisten, Ausgangssperren, Straßenkontrollen) blockiert wären.
Schön und kurz beschrieben: Kurzinterview im heutigen Tagesspiegel Christian Böhme - Chefredakteur der Wochenzeitung "Jüdische Allgemeine"
QUOTE Denn das ist die wahre Medienrevolution dieser Tage: Zensur und Nachrichtensperre – das war einmal.
In der letzten Woche hatte sich das schon angedeutet, nun drängt diese Einsicht sozusagen im kollektiven Bewußtsein nach oben.
Die grundsätzliche Logik des Internets als 'verteiltes System', bei dem einzelne Knoten ausfallen können und sich die beteiligten Anschlußpunkte dann einfach 'autoorganisiert' andere Wege suchen, wurde in den 60/70-ern innerhalb des militärischen Arpanet entwickelt. Genau diese Eigenschaft plus Angebote in einem anderen Staat (hier: YouTube / Twitter / Flickr), die sich nicht von einem Staat kontrollieren / abschalten lassen, ermöglichen nun, daß Personen innerhalb eines Staates nicht mehr face to face, sondern nun halt über Twitter miteinander kommunizieren. Und die Internetzugänge direkt auf der Ebene der Telefonleitungen abzuklemmen geht auch nicht mehr - da würde die innerstaatliche direkte Kommunikation und die Wirtschaft zusammenbrechen.
Von klassischen Journalisten wurde bei der Flugzeugwasserung im Hudson-River und später beim Amoklauf von Winnenden eingewendet, daß auch Falschinformationen dabei gewesen seien.
Ok, mag ja alles stimmen.
Aber sieht man sich an, wie wichtig nun beide Angebote für die Entwicklung im Iran sind, dann entwickeln die Bilder, Videos und Twitter-Nachrichten eine Wucht und Objektivität, die jenseits der klassischen journalistischen Angebote liegt.
Klassisch: Bilder von Personen im Todeskampf verbieten sich für den Abdruck.
Nun: Journalisten trauen sich nicht mehr auf die Straßen / werden ausgewiesen - diese Quelle entfällt. Hier greift die klassische staatliche Repression (Ausweisung, Verhaftung). Stattdessen Videos und Bilder von Betroffenen / Angehörigen in einer Wucht, so daß sich die Frage einer 'absichtlichen Manipulation' auch nicht mehr stellt.
Letzteres gab es ja auch schon - Bilder aus dem Israel-Palästinenser-Konflikt, bei denen nicht klar war, ob nicht die Explosion (mit vielen Toten) ganz andere Ursachen hatte.
Praktisch wird auf YouTube / Flickr / Twitter so viel Material eingespielt und es werden damit auch Informationen innerhalb des Iran weitertransportiert, die bei klassischen Zensurtechniken (Ausweisung aller ausländischen Journalisten, Ausgangssperren, Straßenkontrollen) blockiert wären.
Schön und kurz beschrieben: Kurzinterview im heutigen Tagesspiegel Christian Böhme - Chefredakteur der Wochenzeitung "Jüdische Allgemeine"
QUOTE Denn das ist die wahre Medienrevolution dieser Tage: Zensur und Nachrichtensperre – das war einmal.
In der letzten Woche hatte sich das schon angedeutet, nun drängt diese Einsicht sozusagen im kollektiven Bewußtsein nach oben.
Die grundsätzliche Logik des Internets als 'verteiltes System', bei dem einzelne Knoten ausfallen können und sich die beteiligten Anschlußpunkte dann einfach 'autoorganisiert' andere Wege suchen, wurde in den 60/70-ern innerhalb des militärischen Arpanet entwickelt. Genau diese Eigenschaft plus Angebote in einem anderen Staat (hier: YouTube / Twitter / Flickr), die sich nicht von einem Staat kontrollieren / abschalten lassen, ermöglichen nun, daß Personen innerhalb eines Staates nicht mehr face to face, sondern nun halt über Twitter miteinander kommunizieren. Und die Internetzugänge direkt auf der Ebene der Telefonleitungen abzuklemmen geht auch nicht mehr - da würde die innerstaatliche direkte Kommunikation und die Wirtschaft zusammenbrechen.