Sein eigenes Wissen weitergeben: Bezahlung?

Josh

Legendäres Mitglied
Hallo liebe Leute

Wie schon in einem anderen Thread erwähnt (http://www.ayom.com/topic-44217.html), gehe ich ab sofort selbstständige Wege.

Ich habe einen Kunden, mit welchem ich eine längerfristige Partnerschaft anstrebe auf meinem Spezialgebiet HTML/CSS. Da ich aber ab Mai für mehrere Monate ausser Landes bin, möchte der Kunde auf eben diesem Gebiet gerne etwas mehr Wissen aufbauen, um weniger abhängig von externen Kräften zu sein, und deshalb hat er mich gefragt, ob ich ihn bei einem Projekt diesbezüglich coachen würde.

Mir ist bewusst, dass ich mich mit dem Weitergeben meines Wissens auf lange Sicht hin bei diesem Kunden unter Umständen selber obsolet mache (obwohl dies laut diesem nicht das erklärte Ziel sei), deshalb (und weil Wissen allgemein sehr teuer ist) möchte ich einen angemessenen Lohn dafür erhalten.

Was denkt ihr, was ich verlangen kann? Für meine "normale" Arbeit bei diesem Kunden verlange ich CHF 100.- pro Stunde (ca. €80), und wir stellen uns das Coaching-Projekt so vor, dass wir gemeinsam an einem Computer das Design umsetzen, und ich ihm "live" erkläre, wieso ich etwas so mache, oder eben nicht (à la Extreme Programming). Es geht also hauptsächlich darum, Dos und Don'ts rüber zu bringen.

Ich habe meinem Arbeitgeber gesagt, dass ich den Preis schon etwa um 50% anheben werde für solche Schulung, also CHF 150.- pro Stunde (ca. €120). Was denkt ihr darüber?

Danke für eure Meinung :) Beste Grüsse
Josh
 
Wenn es dem Arbeitgeber nach eigener Aussage nicht darum geht, dich irgendwie los werden zu wollen, würde ich mich mit ihm gut stellen. Durchaus möglich das er dich als festen Partner haben will. Schon mal in die Richtung gedacht?

Partner = Du beteiligst dich an allen Projekten und wirst prozentual überall beteiligt.
Coding und Coaching sind da im Preis inbegriffen bzw. liegt es an dir wie viel du verdienst.

Für Coaching würde ich nicht mehr nehmen als für die reguläre Arbeit.
Als selbstständiger musst du immer in erster Linie Ökonom denken, und da kannst du anderen auch zu trauen, das sie das auch machen. Anders formuliert: Du hast Angst das du unnütz wirst wenn du dem Kunden zu viel erzählst, aber hast du dir mal Gedanken darüber gemacht das man für 40€ Bücher im Handel kaufen kann, und viele Infos umsonst im Netz zu haben sind?

Wenn er dich durch ein Buch ersetzen will, macht er das und gut.
Also würde ich die Preis-Schraube nicht zu fest andrehen. Denn wie gesagt, wenn du auf eine lange Partnerschaft hin arbeitest, würde ich für meinen Teil auch wirklich auf eine Partnerschaft hin arbeiten, anstatt auf eine Festanstellung. (Oder sich wie eine Ratte vor zu bereiten, das sinkende Schiff zu verlassen
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)

Sollte in deinem Sinne sein, oder?

Anbei mache ich es genauso im Bereich SEO, Design und Marketing.
Momentan habe ich zwar viel Stress, aber vor einigen Wochen habe ich mich auch mit einem sehr viel versprechenden Partner zusammen getan, welcher ein sehr gut besuchtes Forum besitzt. Ich entwerfe Design, Konzipiere Werbe-Maßnahmen, setze Shop und Blog auf, und erhalte als Standard 30% auf alle Einnahmen. Je nachdem wie viel ich leiste vielleicht auch mehr. Anbei sagt auch niemand das du nicht mehrere Partner haben darfst
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So lässt sich mit der Zeit ein netter Kundenstamm aufbauen.
 
Wenn der Kunde in Deiner Abwesenheit weniger von externen Kräften abhängig sein möchte, so fällt mir gleich ein, dass er dadurch auch unabhängiger von potentieller Konkurrenz ist. Somit verminderst Du eventuell die Gefahr, dass er sich während Deiner Abwesenheit mit einem anderen Entwickler gut stellt.

Zudem wird Dein Wissen nicht so speziell und geheim sein, dass er Dich nicht ersetzen kann, sofern er das wirklich möchte. Sofern Ihr beide eine langfristige Partnerschaft möchtet müsst Ihr Euch auch beide vertrauen. Und schließlich bist Du es ja auch, der für mehrere Monate ins Ausland geht und nicht der Kunde
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Danke für eure Meinungen.

Mit Partnerschaft meinte ich, dass ich zukünftig seine Ansprechperson in Sachen Design für weitere Projekte sein werde, sprich: hat er ein neues Projekt und braucht Hilfe in Sachen Design, fragt er zuerst mich, ob ich ihm helfen kann.

Mein Wissen ist nicht so extrem speziell, dass es nicht über Bücher und Websites erreicht werden könnte, das ist klar. Aber ich denke, ihr berücksichtigt den Faktor Zeit zu wenig. Schlisslich habe ich dieses Wissen über mehrere Jahre hinweg angehäuft und musste einiges an Erfahrungen machen, bis ich zu meinem heutigen (teilweise intuitiven) Wissen gekommen bin, welches ich heute aufweise. Hätte mein Arbeitgeber soviel Zeit, mich durch ein Buch zu ersetzen, würde er dies bestimmt tun. Das wäre zwar effektiv, aber alles andere als effizient: für Dinge, welche ich ihm in 5-10 Minuten erklären kann, müsste er u.U. stundenlang im Netz suchen, das gefundene Wissen dann auch noch richtig anwenden - und vielleicht übersieht er ja etwas oder setzt auf das falsche Pferd aufgrund zu wenig Erfahrung, und schon sind wieder Stunden vergangen. Ganz zu schweigen von Fehlern, welche erst viel später entdeckt werden, und sich in üblen Folgeschwierigkeiten auswirken!

Mein Auftraggeber will nicht HTML/CSS von Grund auf verstehen, aber er will eine Sammlung von Dos und Don'ts, welche er anwenden kann, während ich weg bin, damit er sich sicher sein kann, dass er auf einer einigermassen sauberen Philosophie seine Gerüste aufbaut. Denn sein letztes Projekt hat er mittels Büchern und dem Internet zusammen gestellt - schlussendlich hat er jetzt mich kennen gelernt, und ich habe ihm auf die Schnelle X Dinge bereinigen müssen (aaaah, die Website sollte schon lange online sein, sieht aber noch schei**e aus!), und ich musste ihm erklären, dass wir das gesamte Gerüst wohl nochmal von Grund auf überarbeiten sollten, wenn er die Seite noch gross ausbauen will. Lieber etwas mehr Startaufwand und von Grund auf sauber, dafür zukünftig keine Turbulenzen mehr.

Zeit und Wissen sind heute das wertvollste Gut, würde ich mal behaupten, und an beidem mangelt es meinem Auftraggeber.

Ich bleibe dabei, dass mein Coaching mind. das 1.5fache meines normalen Stundenlohns wert ist. :)
 
Bei mir ists in solchen Fällen genau andersrum. Da ich coachend beim Kunden viel "leere" Zeit verbrate (in der er sich in der Programmierung oder beim Scripten "versucht"), die ich bei mir im Büro produktiv verbringen würde, setze ich meinen Stundensatz auf zwei Drittel herab.

Und fahre gut dabei.
 
Ui, auch ein sehr interessanter Ansatz, Philipp. Würd ich wohl aber niemals machen, schliesslich ist deine Zeit, die dabei gebraucht wird, DEINE Zeit. Schön, wenn du nach "Produktivität" abrechnest, das ist für den Endkunden natürlich toll, aber ist dir bewusst, wie teuer Schulungen ganz allgemein sind? Und dann noch Privatunterricht?

Ich staune grad ein bisschen ab deinem Beitrag. :) Aber wenn du dabei gut fährst, ist das natürlich absolut in Ordnung.
 
QUOTE (Philipp Lohberg @ Fr 4.03.2011, 12:17)die ich bei mir im Büro produktiv verbringen würde

Da schließe ich mich Josh an.
Du sagst es selbst, die Zeit die Du beim Kunden verbringst könntest Du produktiver nutzen. Dir entgehen also Gewinne. Das nennt man Opportunitätskosten. Rein betriebswirtschaftlich betrachtet müsste man Dir raten das Coaching sein zu lassen und Dich zurück ins Büro schicken
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Gegenfrage: Fließt dein Wissen und deine Erfahrung nicht auch genauso in deine „normalen“ Arbeiten ein? Und machst du dort je nach Aufgabe einen anderen Stundensatz weil du mal mehr oder weniger Wissen brauchst?

Bei uns haben externe Dienstleister, wenn sie nicht eine Projektpauschalen haben, üblicherweise einen ausgemachten Stundensatz. Ob ich die dafür Kirschkerne zählen lasse oder eine Datenbank erstellen lasse ist dann egal. Anders ist das bei externen Lieferanten mit unterschiedlichen Mitarbeiter, da kann es schon sein das z.B. Projektplanungsstunden anders als Programmierstunden verrechnet werden.

Hinzu kommt dass dein jahrelang gesammeltes Wissen wohl eh nicht in ein paar Stunden vermittelt ist, und falls doch, ist es auch nicht so viel Wert. Persönlich bin ich mit Kunden die selber etwas Know How haben auch immer besser gefahren, und würde das daher nicht negativ sehen.
 
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