Schweiz als Vorbild für die EU

itebob

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Hallo,

Hier meine Gedanken-Brocken, Überlegungen, Thesen zu der aktuellen EU-Krise. These: Ukraine-Krise als Zerreiß- und identitätsbildende Krise der EU. Was Europa momentan erlebt, ist eine Krise:
  • ist nicht negativ gemeint,es ist eine Feststellung
  • Voraussetzung dafür, um Krisenpläne zu entwickeln ist, die Existenz einer Krise einzugestehen
Anzeichen der EU-Krise
  • Erstarkung von europakritischen Parteien europaweit
  • schweizerischer Volksentscheid im Februar 2014 über die Personenfreizügigkeit
  • Wahlsieg der europakritischen regierenden Fidesz-Partei unter Ministerpräsident Viktor Orbán in Ungarn
  • Zerren und Einflussnahme der Großmächte USA und Russland bei den Verhandlungen rundum Ukraine-Krise
Es wäre spannend, eine Antwort auf die Frage zu finden, ob dies nur ein Zufall ist, das bspw. von Rousseau, Einstein, Tim Berners-Lee eingeleitete weitreichende Entwicklungen wie Sozialismus, Volkssouveränität, Relativitätstheorie (Stichwort Atomenergie), World Wide Web ausgerechnet mit der Schweiz Verbindungen aufweisen, bzw. vom schweizerischen Boden ihren triumphalen Zug gestartet haben
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Thesen:
  • Entstehungsgeschichte der neutralen Schweiz als Strategie-Leitfaden für die EU in der aktuellen EU-Krise
  • Identitätsstiftender Einfluss der Schweiz in der aktuellen EU-Krise
  • EU als Zünglein an der Waage beim Ringen der Großmächte USA und Rußland in der Ukraine-Krise
Praktische Handlungsempfehlung, in der die o.a. Überlegungen und Thesen münden Strategische Partnerschaft "Open Source made in China, Deutschland und Rußland" --> http://made-in-cdr-petition.sprechrun.de/ . Lässt sich auch auf EU adaptieren Strategische Partnerschaft "Open Source made in China, EU und Rußland"

Auf ein Feedback würde ich mich freuen!

Guss, Gustav
 
Rousseau in diese Überlegungen einzubeziehen finde ich peinlich.

Ich war früher Befürworter der EU, jetzt will ich mit dieser nichts mehr zu tun haben.
Bin weit weg ausgewandert.

Die EU wird geführt und geleitet von Berufspolitikern ohne Vision, deren einzige Motivation ihre eigene Karriere ist - Wahlsiege werden damit erzielt, die allgemeine Meinung auf Nebenschauplätzen zu vertreten, den armen "mehr" zu geben, ohne die Mittleschicht zu sehr zu tangieren, und den wichtigen Problemen, die man als Berufspolitiker eh nicht lösen kann, aus dem Weg gehen (denn unpopuläre Massnahmen bedeuten das Ende der Karriere).
An dieser Stelle muss Schröder gelobt werden, der mit den Harz-Massnahmen Deutschland gerettet hat.

Ich finde es toll, dass es zu dieser Krise gekommen ist, denn sonst wären die Leute nie aufgewacht.

EU bedeutet mehr Steuern, Unselbstständigkeit, Aufwertung realer Vermögensgegenstände in die Unerschwinglichkeit (Beispiel Immobilienpreise, weil die Leute mit Geld überschwemmt werden), weniger Leistung, Abhängigkeit vom Staat und Schwächung der Mittelschicht, mehr Arme und mehr Superreiche...


Und die Schweiz als Beispiel heranzuführen ist ehrlich gesagt ignorant.

Die Wirtschaftskraft der Schweiz wurde seit dem 2. Weltkrieg auf der Zahlungsbilanz aufgebaut. Dankt den Banken und Treuhändern, Domizilgesellschaften, Fonds, Stiftungen, usw. die das Geld angezogen haben. Viele Holdings haben heute noch Ihren Sitz in der schweiz und sorgen so für Dividendenflüsse.
Ja, die Bundesräte waren weise Verwalter, aber seit einer Dekade sägen jetzt die Schweizer Sozialisten am Ast auf dem die Schweiz sitzt.
Wenn der mit dem letzten Rest des Bankgeheimnisses und der Steuervorteile für Domizilgesellschaften bricht, dass ist die Schweiz nur noch eine EU-Provinz ohne Naturressourcen und mit Unterhaltskosten, die so hoch sind wie Ihre Berge...

Dann noch Rousseau...
:facepalm:
wann wachen die Leute endlich auf?
 
QUOTE Rousseau in diese Überlegungen einzubeziehen finde ich peinlich.
[...]
Und die Schweiz als Beispiel heranzuführen ist ehrlich gesagt ignorant.


Was findest du daran peinlich bzw. ignorant? Warum?
 
QUOTE (itebob @ Mo 14.04.2014, 07:00)
QUOTE Rousseau in diese Überlegungen einzubeziehen finde ich peinlich.
[...]
Und die Schweiz als Beispiel heranzuführen ist ehrlich gesagt ignorant.


Was findest du daran peinlich bzw. ignorant? Warum?

nun, Rousseau zuerst.
Seine Theorien waren die eines Gutmenschen, aber utopisch. Er dachte, dass die Masse der Menschen intelligent und im Sinne der Allgemeinheit entscheidet.
Leider ist dies nicht so, die Menschen entscheiden dafür, was ihnen selbst nützt, der Mob entscheidet, wenn dessen Meinung vereint wird.
z.B. Knappe demokratische Mehrheiten befürworten, dass man den Rest der Bürger finanziell ausblutet; knappe Mehrheiten stellen Gesetze auf, um Minderheiten Lebensweisen aufzuzwingen oder zu verbieten, knappe Mehrheiten entscheiden, dass der Staat alles überwachen darf.
Eigentlich sollte man dagegen durch die Verfassung geschützt sein. Die Realität sieht anders aus.

Dass demokratische Entscheide antidemokratische Folgen haben können, hat man zuletzt in Ägypten erfahren, wo das Volk aus freien Stücken sich gegen Demokratie und zugunsten der Religion entschieden hatte...

Auch Politikern kann man nicht vertrauen, im Interesse des Landes zu handeln. Die handeln meist nur im Interesse ihrer Wählerschaft um an der Macht zu bleiben oder an sie zu gelangen.

Rousseau? Funktioniert nicht.

Dafür sind seine Ideen aber gefährlich, weil verführerisch. In den mehr romantisch veranlagten südlichen Pannenländern wie Griechenland, Portugal, Spanien oder Frankreich haben viele das Gefühl, die Unterschicht sei die Allgemeinheit und wenn den Leuten etwas fehlt, dann muss es ihnen ohne Gegenleistung einfach gegeben werden... das ist deren Vorstellung von sozialer Gerechtigkeit.
:fasst-sich-an-den-kopf:


Jetzt zur Schweiz:
Erstens - Der Wohlstand der Schweiz baute auf ein Geschäftsmodell, das darin bestand, ausländischen Geldern einen geheimen und sicheren Hafen zu bieten, geschützt vor Völkerverfolgung, aber auch vor Strafverfolgung, Steuerverfolgung (in diesem Punkt haben die Sozialisten Recht). Schokolade und Uhren spielten da eine eher zweitrangige Rolle.

Neutralität war für dieses Geschäftsmodell ein Muss.

Zweitens - Dieses Geschäftsmodell kann nur bei kleinen Ländern funktionieren, da bereits ein kleiner Anteil ausländischer Gelder, die in einem kleinen Land ankommen, grosses Gewicht haben.
Wir sprechen hier von riesigen Mengen Geld im Verhältnis zur Schweiz, aber würde man diese Gelder rückverteilen an die Welt, wäre das in der EU, USA oder China wäre das vergleichbar mit einem Eimer im Schwimmbad.

P.S.
aus meiner Sicht sieht es für die Schweiz nicht gut aus!
zuerst bricht das Bankgeheimnis weg, und dann werden auch irgenwann die Steuervorteile der Domizilgesellschaften oder Handelsabwicklungsgesellschaften von ausländischen Steuerbehörden in Frage gestellt werden. Dann ist der Ofen aus.

Die grossen wie Google und Apple sehen bereits die Haifische um sich herum schwimmen:
http://www.reuters.com/article/2013/09/30/...E98T0L120130930
http://www.independent.co.uk/news/uk/home-...me-8411974.html
http://www.forbes.com/sites/timworstall/20...-corporate-tax/
...
 
PH: man kann die Schweiz auf drei Klischees reduzieren (-> Banken, Schokolade, Käse).

Kein Land wie die Schweiz muss sich ständig neu erfinden. Forschung und Entwicklung sind auf Top-Niveau. Einige teure Güter, die mit Präzision hergestellt werden müssen, kommen aus der Schweiz.

Die Schweiz ist nicht einfach zu Ende, nur weil das Bankenmodell zusammenbricht. Aber klar: der Wohlstand stammt tatsächlich aus den ausländischen Geldern. Aber man muss schon erwähnen, dass die Schweiz alles unternimmt, den Wohlstand zu verteidigen!

Aber zurück zur EU:
Die EU hatte lange Zeit lediglich die Kompetenz, Krümmungsradien von Gurken oder die Spülwassermenge festzulegen. Der EUR ist zudem eine Fehlgeburt: denn ohne Wirtschaftskompetenz bei der EU ist der EUR zum scheitern verdammt.

Die EU ist in der Kriese. Ja. Zuwenig richtige Kompetenzen. Zu lange gewartet, die Länder zu integrieren. Heute kocht jeder sein eigenes Süppchen. Zu wichtigen Fragen einigt man sich auf den kleinsten Kompromiss. Selbst zur Ukraine nimmt man nur eine schwammige und gar nicht wahrnehmbare Stellung ein, da wichtige Länder in der EU einfach von Russlands Erdgas abhängig sind. Die EU ist eine Ansammlung von verantwortungslosen Schwächlingen.

Schweiz als Vorbild? Ja, dann wäre vermutlich heute noch Jugoslawien zusammen. Nein im Ernst: die Schweiz funktioniert, weil sie bereist seit 500 Jahren so funktioniert. Und wir verstehen unsere Franzosen nicht wirklich. Bloss wissen unsere Welschen ganz genau, dass es in Frankreich viel schlimmer ist. Jeder hat einen Vorteil, hier in der Schweiz zu leben.
 
QUOTE (Peter Schneider @ Mo 14.04.2014, 10:43) Die Schweiz ist nicht einfach zu Ende, nur weil das Bankenmodell zusammenbricht. Aber klar: der Wohlstand stammt tatsächlich aus den ausländischen Geldern. Aber man muss schon erwähnen, dass die Schweiz alles unternimmt, den Wohlstand zu verteidigen!

äh - tut mir leid, aber vor dem 2. Weltkrieg war die Schweiz sehr arm.
Dann kam die Entwicklung der Banken, dann Domizilgesellschaften...
und was danach ???
 
Fragst Du jetzt, in welchen Wirtschaftszweigen die Schweiz sonst noch erfolgreich ist?

Komm mal nach Basel, dann zeige ich Dir am einen Ende Novartis und am anderen Roche. Westschweiz: Uhren. Ostschweiz: Textilien. Schaffhausen: Handel. Graubünden und Luzern: Tourismus.

Ohne Banken und Versicherer wäre Zürich halt heute noch ein Kuhdorf.
 
QUOTE (PH)nun, Rousseau zuerst.
Seine Theorien waren die eines Gutmenschen, aber utopisch. Er dachte, dass die Masse der Menschen intelligent und im Sinne der Allgemeinheit entscheidet.
Meine Erwähnung von Rousseau-Beitrag zum Verständnis des Staatswesens und Soziallehre war keinesfalls als Anregung seine Theorien, Ideen für die Lösung der aktuellen EU-Krise anzuwenden gemeint. Sondern ich habe ihn zusammen mit Einstein und Tim Berners-Lee erwähnt, weil ich den Eindruck habe, dass zu seiner Zeit seine geistige Leistung, Fähigkeit, sich den gängigen Gedankenmustern zu entkommen ähnlich bahnbrechend wahren wie die von Einstein und Tim Berners-Lee. Und ich habe versucht darauf aufmerksam zu machen, dass diese drei mehr oder weniger willkürlich ausgewählte prominente Personlichkeiten die Tatsache verbindet, dass sie eine Weile auf dem Fleckchen Erde mit dem Namen Schweiz verbracht haben.

QUOTE (PH)Leider ist dies nicht so, die Menschen entscheiden dafür, was ihnen selbst nützt, der Mob entscheidet, wenn dessen Meinung vereint wird.
[...]
Dafür sind seine Ideen aber gefährlich, weil verführerisch.

Dafür, was die nachkommende Generationen mit den Erkenntnissen aus Rousseau-Theorien gemacht haben, kann ich persönlich Rousseau genauso wenig verantwortlich machen, wie Einstein für die Atombombe und Tim Berners-Lee für Kinderpornographie im Internet verantwortlich machen kann.

QUOTE (itebob)Thesen:
Entstehungsgeschichte der neutralen Schweiz als Strategie-Leitfaden für die EU in der aktuellen EU-Krise

QUOTE (PH)Erstens - Der Wohlstand der Schweiz baute auf ein Geschäftsmodell, das darin bestand, ausländischen Geldern einen geheimen und sicheren Hafen zu bieten, geschützt vor Völkerverfolgung, aber auch vor Strafverfolgung, Steuerverfolgung (in diesem Punkt haben die Sozialisten Recht).
Ich habe die Entstehungsgeschichte der Schweiz im Kontext "Überlegungen zum Strategie-Leitfaden angesichts der EU-Krise" erwähnt, weil dieser kleiner Staat seit bald 500 Jahren existiert und hat in der Nähe von mächtigen Nachbarn überlebt, obwohl die Schweiz erst seit einigen Jahrzehnten mit Bankwesen den Sprung zum Reichtum geschafft hat.

QUOTE (PH)äh - tut mir leid, aber vor dem 2. Weltkrieg war die Schweiz sehr arm.
Dann kam die Entwicklung der Banken, dann Domizilgesellschaften...
und was danach ???
Bin kein Schweizer, bin noch nie in der Schweiz gewesen, ich sehe einfach, dass die EU- bzw deutsche Politiker überfordert sind - s. mein Blog-Artikel Krise in der Ukraine: die Zivilgesellschaft steht in der Verantwortung - und suche händeringend nach tragfähigen Lösungsansätzen.
> was danach ???
ein 1,19 Milliarden Euro schweres Human Brain Project an's Land zuziehen - das muss ein anderes Land mal der Schweiz nachmachen - in Deutschland müsste irgendeine Hochschule/Uni ein 6,5 Milliarden Euro-Projekt anwerben (BIP habe ich als Berechnungsgrundlage gewählt). Die Projektidee finde ich persönlich spannend und vielversprechend:Ich würde es begrüßen, wenn die Wissenschafts- und im Idealfall auch breite Hacker-Kreise Zugang zu diesem eine Milliarde teuren Spielzeug möglichst zeitnah bekommen würden. Und ich sehe die Gefahr, dass vom "Human Brain Project" (HBR)-Forschungsergebnissen überwiegend Geheim- sprich Überwachungsdienste profitieren - und große Konzerne - die schnell das HBR-Projekt privatisieren, sobald das Vorhaben anfängt gewinnversprechend zu werden.
QUOTE (PH)Die grossen wie Google und Apple sehen bereits die Haifische um sich herum schwimmen
Bei meinem Lösungsansatz "Strategische Partnerschaft 'Open Source made in China, Deutschland und Rußland'" wird den grossen wie Google und Apple das Wasser ganz nebenbei abgegraben und für mehr Steuereinnahmen, Förderung der heimischen IT-Firmen gesorgt in dem man massive staatliche Investitionen in Open Source tätigt - s. "Vorteile der Partnerschaft" im oben verlinkten Flyer. Und zwar auf partnerschaftlicher Basis länderübergreifend --> China, EU, Rußland. Weniger politische Spannungen zwischen China, EU und Rußland wären dann noch ein Nebenprodukt.
 
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