Russische Trolle

Chnuschti

Mitglied
Hallo zusammen
Ich probiers jetzt einfach nochmal. Seit kurzem recherchiere ich für eine Hochschularbeit zu Foren-Trollen. Grade hab ich diesen Artikel beim Guardian gesehen:
http://www.theguardian.com/commentisfree/2...guardian-online
Darin steht, dass russische Internet-Aktivisten in ukrainischen Foren, aber auch beim Guardian u.a. immer wieder als Trolle aktiv werden. Sie posten in Foren und Leserkommentaren pro-russische Statements und machen ein gutes Bild von Putin.
In der Schweiz gabs eine Aktion, bei der Vertreter von economie-suisse auch in Leserforen mitmischen wollten. Sie haben Studenten engagiert, die gegen die 1:12-Initiative anschrieben. Die Sache flog allerdings auf.
Wie ist das im Allgemeinen in der Schweiz? Gibt es solche politisches Online-Marketing auch in der Schweiz? Wenn ja: welche Rolle spielt das bei uns?

Es wäre wirklich hilfreich, wenn mir jemand Auskunft dazu geben kann. Oder auch Hinweise, wie man das Ganze angehen könnte.

Gruss
Andreas
 
Hi @Chnuschti

Ich weiss nicht ob Dich das ineteressiert. Aber habe bereits im 2007 darüber meinen Unmut rausgelassen. In der Zwischenzeit habe ich mich an diesen Foren-Idioten gewöhnt und mache mir den Spass daraus sie sachlich auseinanderzunehmen.
biggrin.gif


Hier mein Beitrag vom 2007:

Die Gegeninteressierten

 
Danke Piero. Interessanter Beitrag.

Für mich wärs auch spannend zu wissen, wie solche Gegeninteressierte konkret vorgehen. Beispielsweise bei polit. Kampagnen. Wie kommt man an solche Störaktionen oder Unterwanderungen organisieren oder kaufen?

 
QUOTE (Chnuschti @ Mo 5.05.2014, 11:15) Für mich wärs auch spannend zu wissen, wie solche Gegeninteressierte konkret vorgehen. Beispielsweise bei polit. Kampagnen. Wie kommt man an solche Störaktionen oder Unterwanderungen organisieren oder kaufen?

Sie gehen sehr professionel vor.

Beispiel: Erich von Däniken ist reines Gift für die Religionen. Also haben diese mehrere Paleoseti-Foren eröffnet. Diese Foren sehen aus wie Paleosetifreundliche Diskussionsforen und Webseiten, werden aber von den Religiösen gesteuert.

Hier ein Beispiel eines Forum, das vorerst sehr freundlich zu der Präastronautik und Paleoseti erscheint. Aber in Wirklichkeit den Leser zurück zur "religiösen Wirklichkeit" bringen will. Sehr professionelle Aufmachung und gut durchdachte Gegenargumenten, gegen die Präastronautik. Da sind ein haufen Leute schon reingefallen. Sogar ich, in den ersten Stunden.

Es gibt noch ein deutsches UFO-Forum der von den gleichen Leuten gesteuert wird und auch eine Abkehr von extraterrestrische Lebewesen zum Besten gibt. Dies mit Lächerlichmachung oder mit sauber erstellten Gegenargumenten.
 
Also soweit ich weiß nutzen viele Firmen inzwischen bezahlte Mitarbeiter die sich nur um positive Reszensionen, FB-Kommentare etc. kümmern. Es gab vor kurzem einen Fall bei McD wenn ich mich recht erinnere.
 
QUOTE (Karl Klausen @ Do 8.05.2014, 15:08) Also soweit ich weiß nutzen viele Firmen inzwischen bezahlte Mitarbeiter die sich nur um positive Reszensionen, FB-Kommentare etc. kümmern. Es gab vor kurzem einen Fall bei McD wenn ich mich recht erinnere.

An sich logisch. Wenn ich eine Weltfirma, Weltmacht oder Weltreligion führen würde, dann würde ich das auch so machen.

Vor allem würde ich sachlich, negative Reszensionen über die Konkurrenz schreiben, wie zum Beispiel: "Sehr gut in der Handhabung, aber ...."
biggrin.gif
 
Hallo Chnuschti,

QUOTE Oder auch Hinweise, wie man das Ganze angehen könnte.

wenn ich eine Arbeit über Trolle schreiben müsste, würde ich zunächst mal definieren, was ich unter "Troll" verstehe. Ist das einer, der dummes Zeugs schreibt ? Der nicht meine Meinung vertritt ? Der viel schreibt ? der bezahlt schreibt ? Der aus innerer Ueberzeugung heraus schreibt ?

Es mag die bezahlten Schreiberlinge auch in der Schweiz geben, aber es gibt auch viele engagierte eigeninitiative Kämpfer für oder gegen irgendwelche Initiativen. Viele Interessenvertreter (von Greenpeace über den Jungfilmer bis zu AI) publizieren auch Briefmuster, mit der Bitte, sie etwas abzuändern und zu publizieren. Geld gibt es dafür nicht.

-CH-
 
QUOTE Sie gehen sehr professionell vor.

Aha. Sehr interessantes Bsp. Danke @Piero50

Wie sieht es bspw. mit den Kommentaren auf 20-Minuten oder blick-Online aus? Mir ist aufgefallen, dass dort häufig Ausländer-Themen sehr emotional behandelt werden. Oft sind die Leserkommentare gespickt voll rechter Hetze gegen Ausländer. Liegt das in der Natur der Sache, dass die Leser dieses Thema einfach unter der Gürtellinie kommentieren? Oder gibt es Netzwerke von rechtskonservativen Organisationen, den Gesprächsverlauf bei solchen Themen gezielt steuern? Denkbar wäre es schon, wenn man sich den finanziellen Aufwand anschaut, den bspw. einige SVP-Vertreter investieren... oder?


QUOTE Es mag die bezahlten Schreiberlinge auch in der Schweiz geben, aber es gibt auch viele engagierte eigeninitiative Kämpfer für oder gegen irgendwelche Initiativen.


@-CH- : da hast du sicher recht.
 
Hallo Chnuschti,

ich beginne in Deinem Statement von hinten nach vorn:

QUOTE den finanziellen Aufwand anschaut, den bspw. einige SVP-Vertreter investieren

Nach Abstimmungen wird jeweils der Abstimmungskampf von Politologen analysiert. Da wird nicht die SP, FDP, CVP und SVP nach ihrem Budget befragt (die könnten ja alle absichtlich falsch informieren), sondern es wird die geschaltete Werbung rsp deren Kosten aufaddiert. Werden wir konkret: die Masseneinwanderungsinitiative hat die Befürworter (also diejenigen, die die Einwanderung begrenzen wollen) ca 2.1 Mio gekostet, die Gegner (also diejenigen, die eher für freie Einwanderung votieren) hat es im selben Zeitraum ca 5.6 Mio gekostet. - Für Deine wissenschaftliche Arbeit musst Du also etwas vom Stammtischniveau wegkommen.


QUOTE Netzwerke von rechtskonservativen Organisationen, den Gesprächsverlauf bei solchen Themen gezielt steuern?

wenn Du eine Diplomarbeit schreibst, sollte sie gewissen wissenschaftlichen Mindeststandards genügen. Dh: nicht einfach drauflos-vermuten, sondern nachvollziehbar, belegbar argumentieren. Im konkreten Beispiel: wäre es rein theoretisch möglich, dass auch die Linke den Gesprächsverlauf zu steuern versucht, beispielsweise mit gezielter Desinformation ? Ich wiederhole meine Frage vom 1. Post: was sind Trolle: solche, die nicht meine Meinung vertreten ?


QUOTE Leserkommentare gespickt voll rechter Hetze gegen Ausländer

Natürlich gibt es vereinzelt solche Kommentare. Aber definieren wir zuerst mal "Hetze gegen Ausländer". Eine Aussage wie "Jugos sind Schläger" wäre Ausländerhetze. Aber eine Aussage wie "die Mieten steigen, weil die vorhandenen Wohnungen von immer mehr Leuten nachgefragt werden, daher Stopp der Masseneinwanderung" ist überhaupt keine Hetze gegen Ausländer: die Schweiz kann keine Schweizer zum Auswandern zwingen, sie kann aber Einwanderung eingrenzen. Viele Aussagen richten sich gegen hohes Bevölkerungswachstum, und daher nur indirekt gegen Ausländer.


QUOTE Ausländer-Themen sehr emotional behandelt werden

Deine Statements sind in dieser Sache offensichtlich auch mehr emotional als fact based.


Junge Nationalräte wie ein Cédric Wermuth oder ein Lukas Reimann sind im Umgang mit dem Internet recht versiert. Du kannst Dich ja bei deren Newslettern, Twitter etc anmelden und deren Webseiten ansehen, um zu erleben, wie sie die Massen zu steuern versuchen.

-CH-
 
@-CH- Langsam frage ich mich, ob du vielleicht so ein SVP-Troll bist
biggrin.gif

Nein, Spass beiseite. Natürlich habe ich eine Fakten-Basis und argumentiere nicht nur aus dem Bauch heraus.
Schauen wir uns mal dieses Bsp. an:
http://www.blick.ch/news/politik/svp-will-...-id2850022.html

Der Kommentar "Die SVP hat Recht" (viel eindeutiger kann man seine parteipolitische Gesinnung glaube ich nicht kundtun) hat rund fünfmal mehr Zustimmer (Likes) als Ablehner. Schweizweit kommt die Partei auf einen Wähleranteil von 26 % (jeder 4.). Und von der SVP sind nicht einmal alle für eine solche Asyl-Initiative. Wie kommt dieses krasse Missverhältnis also zustande?
Sind SVP-Wähler einfach aktiv im Netz? Oder werden solche Leserkommentare gezielt gefördert, bzw. organisiert? Vielleicht ist es auch beides...

QUOTE wäre es rein theoretisch möglich, dass auch die Linke den Gesprächsverlauf zu steuern versucht, beispielsweise mit gezielter Desinformation

Gibt es sicher auch. Kennst du ein Beispiel? Es wäre sicher sinnvoll, einen solchen Vergleich anzustellen. Bisher bin ich nur auf ein Übermass an rechtslastigen Kommentaren gestossen (habe Kommentare auf 20-Min und blick.ch ausgewertet).


QUOTE es wird die geschaltete Werbung rsp deren Kosten aufaddiert

Das ist ja genau der Punkt: Im Online-Marketing lässt sich die aufaddierte Werbung nicht so leicht ausmachen. Wer kontrolliert schon Agenturen, die in Online-Foren eingreifen. Das läuft meist verdeckt ab.
 
Hallo Chnuschti,

QUOTE
http://www.blick.ch/news/politik/svp-will-...-id2850022.html

Der Kommentar "Die SVP hat Recht" (viel eindeutiger kann man seine parteipolitische Gesinnung glaube ich nicht kundtun) hat rund fünfmal mehr Zustimmer (Likes) als Ablehner. Schweizweit kommt die Partei auf einen Wähleranteil von 26 % (jeder 4.). Und von der SVP sind nicht einmal alle für eine solche Asyl-Initiative. Wie kommt dieses krasse Missverhältnis also zustande?
Sind SVP-Wähler einfach aktiv im Netz?

* der Wähleranteil ist hier ziemlich irrelevant. Auch eine Mini-Partei kann einen mehrheitsfähigen Vorschlag machen. Natürlich teilt nicht jeder SVP-Wähler die Meinung von Herrn Brand, aber auch Wähler anderer Parteien und auch Nicht-Wähler (auch in der Schweiz wohnhafte Ausländer) teilen zT die Meinung von Herrn Brand.
* ein zweiter Punkt ist das Blatt: der Blick spricht nicht gerade die gebildete Oberschicht an. Entsprechend ist das nicht eine repräsentative Umfrage.
* wer liest diesen Artikel ? Ich zB lese Artikel im Bereich Sport kaum. Interessiert mich einfach nicht. Offenbar hat dieser Blick-Artikel mehr die Pro-Brand-Leute angesprochen, und Gegnern haben schon beim Titel entnervt oder gelangweilt umgeblättert. Vielleicht war der Artikel zuwenig kontrovers aufgemacht, um beide Leserseiten zu einer Stellungnahme zu animieren.

Schauen wir doch einen andern "politischen Ausländer-Fall" an: eine leicht kriminelle Mutter mit ihren 2 blitzhübschen Töchtern (http://www.tagesanzeiger.ch/zuerich/kanton/Comagics-haben-alle-Kanaele-genutzt/story/25129727): dieser Fall wurde von den Lesern seinerzeit sehr lebhaft kommentiert, gerade weil es viele Pro- und viele Contra-Argumente gab, weil es kontrovers war.


QUOTE gezielter Desinformation
Gibt es sicher auch. Kennst du ein Beispiel?

zB bei der Abstimmung zur Personenfreizügigkeit: da lautete ein beliebtes Argument von SP & FDP, ohne die vielen deutschen Aerzte würden unsere Spitäler stillstehen. Das trifft zwar zu, ist aber kein Argument zur Personenfreizügigkeit mit der EU, da die Schweiz ja EU hin oder her Aerzte einwandern lassen kann. - Ich kenne allerdings kaum Argumente, die ausschliesslich in Leserkommentaren auftauchten und nicht auch in Printmedien oder Publikationen von Parteien.


QUOTE Übermass an rechtslastigen Kommentaren

was ist denn Deine Definition von rechtslastig ? Was den Schutz seines Lohnes vor Dumping betrifft, ist der Büezer (Arbeiter) von der SVP besser vertreten als vor der Sozialarbeiterpartei (SP).


QUOTE Online-Marketing ... Das läuft meist verdeckt

einverstanden. Aber ausser dem Fall der ECOMOMIESUISSE ist mir kein Fall von bezahlten under-cover-Schreibern bekannt.
Ich erinnere mich noch an ein lustiges Flash-Videogame, in dem der Stimmbürger dem Zottel (der SVP-Ziege) ausweichen musste, aber das war vorneherum und von daher sauber. Solche Dinge, die sich viral verbreiten, nützen mehr als 100 bezahlte Schreiberlinge. Und wenn einer von 100 bezahlten Schreiberlingen auspackt, ist es sehr kontraproduktiv. Das wissen die Parteileute - oder sollten es zumindest !

-CH-

 
Zurück
Oben