Der Sinn schlechter Werbung?

Thelastcookie

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Guten Abend,

ich halte in kürze eine Präsentation an der Uni in der ich mir die Frage stelle warum es eigentlich auch stupide Werbung gibt.
Für mich als BWL-affine Person ist es nicht nachvollziehbar, dass man bei den eklatanten Ausgaben Werbung ausstrahlt bei der die Mehrheit die Augen rollt.

Paradebeispiele sind für mich vor allem alte Werbungen wie die von Calgonit oder Fairy

Ich kann mich mit der Aussage, dass sie doofe Leute anspricht schlichtweg nicht anfreunden. Damit erreiche ich ja viel weniger Leute. Nehmen wir die VW Werbung mit dem kleinen Vader - die schlagen viral doch viel mehr ein und vor allem positiv. Ich denke auch das nahezu 100% Werbung von solchem Schlag anderer, "dummer" Werbung vorziehen. Warum wird sich also trotzdem so selten an Werbungen wie z.B. von VW orientiert?

Gibt es dazu was wissenschaftliches?

Ich glaube übrigens, dass RTL's TV Formate nach dem selben Prinzip funktionieren. Der Großteil meiner Kommilitonen schaut diese Sendungen und fragt man sie warum, bekommt man die Antwort: "Weil das so doof ist".
 
Ich hatte mal vor längerer Zeit einen Artikel über Trash-TV gelesen und warum es so erfolgreich ist. Finde den leider nicht mehr wieder, aber Quintessenz war ungefähr, dass man sich besser fühle wenn man die Idioten sieht, weil einem dann das eigene Leben/Probleme im Kontrast geringer vorkommen etc. Das war zumindest einer der Gründe.

Zur Werbung hab ich leider nichts Wissenschaftliches, aber meiner Meinung nach geht es nur darum einfach Aufmerksamkeit zu bekommen und im Gedächtnis zu bleiben. Frei nach dem Motto: "Es gibt keine schlechte PR"

Man wird heutzutage derart mit Werbung zugeschüttet, dass im Kopf schon gewisse Filter entstehen. Eine Möglichkeit das zu durchbrechen ist Trash. Man macht sich dann Gedanken wie bescheuert die Werbung ist, und bleibt somit im Gedächtnis.
 
Vielen Dank für Deine Antwort!

Der erste Teil hilft mir weiter. Letzteres möchte ich nicht abstreiten aber es fällt mir wirklich schwer das nachzuvollziehen.
In meinen Augen löst es eine negative Emotion aus die sich doch eigentlich schwer in Kaufwillen umwandeln lassen kann.
 
QUOTE (Thelastcookie @ Mi 6.03.2013, 21:09) In meinen Augen löst es eine negative Emotion aus die sich doch eigentlich schwer in Kaufwillen umwandeln lassen kann.

positive und negative Emotionen treten meistens erst auf, wenn man die Werbung stärker verinnerlicht hat.

Hat man sie nur wenige mal gesehen und steht im Geschäft vor dem Produkt, ist einer der ersten Gedankengänge "davon hab ich schon mal gehört"
Woher weiß man oft nicht mehr, aber Sachen von denen man schon einmal gehört hat sind tendenziell besser als andere und werden daher auch öfter gekauft.
 
Dazu gibt es auch ein paar wissenschaftliche Beiträge. Zum Beispiel folgenden (APA zitiert):

Keller, T. (1993). Trash TV. Journal Of Popular Culture, 26(4), 195-206.
 
QUOTE (SMM_Timo @ Mi 6.03.2013, 21:59)Ich hatte mal vor längerer Zeit einen Artikel über Trash-TV gelesen und warum es so erfolgreich ist. Finde den leider nicht mehr wieder, aber Quintessenz war ungefähr, dass man sich besser fühle wenn man die Idioten sieht, weil einem dann das eigene Leben/Probleme im Kontrast geringer vorkommen etc. Das war zumindest einer der Gründe.

So wie SMM_Tino schon erklärt hat funktioniert Trash-TV noch immer, weil es immer mehr Menschen gibt, die sich dafür begeistern können anderen Personen, seien es nun Prominente, Schauspieler oder Reality-Akteure, beim Versagen, sich demütigen oder einfach nur als "dumm" darzustellen, zuzuschauen. Dazu ein passendes t-online.deInterview mit Jo Groebel ist t-online zu finden.

Ich hoffe dieser Artikel wird dir weiterhelfen
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Viele Grüße,
Miri
 
Ich würde auch vor allem auf die Erinnerungsfunktion verweisen. Schlechte Werbung, die eingängiger ist als gute Werbung, bleibt wohl eher im Gedächtnis. Was man sich dauerhaft merkt, ist aber nicht der schlechte Spot, sondern das Produkt. Irgendwann hört man dann vielleicht auch mal was Gutes darüber - und schwupps ist es um einen geschehen... Na ja, und dann gibt es wohl auch noch die Leute, die sich auch von schlechter Werbung per se überzeugen lassen...
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Wahrscheinlich will der durchschnittliche Bürger nicht mehr Ideala anbeten sonder sich besser/intelligenter fühlen wenn der derart stupide Werbung sieht. Das Konzept geht ja auch bei "Frauentausch" "X-Dairies" oder die anderen Vormittagssendungen auf. Sogenanntes "Unterschichtenfernsehen" bietet der Anspruchslosigkeit viel Futter. Ihr müsst aber zugeben das der Slogan"...dann klappt es auch mit dem Nachbarn" sehr eingängig ist und noch nach Jahren Bestand hat. Der von mir am schlechtesten empfunden Radiospot ist von "Seitenbacher". Wenn ich den Spot im Radio höre kochen Mordgelüste in mir hoch und mein Autoradio ist für 20 Sekunden schwerst gefährdet ein Versicherungsfall zu werden
Gruß Ronny
 
es gibt keine "schlechte" werbung. werbung funktioniert oder nicht.

der seitenbacher ist ein lustiges beispiel. offenbar hat er mit der penetranten art den nerv (s)einer zielgruppe gefunden. irgendwer muss den sch**** ja futtern, sonst könnte der mensch sich die spots nicht leisten ... werbung => mission accomplished. andererseits ist der auch ein wundervolles negativ-beispiel. wäre ich an vogelfutter interessiert, würde ich garantiert ein anderes produkt kaufen. wer weiss, wo seitenbacher stünde, wenn ein profi die (sicherlich beliebige) werbung machen würde.

"stupide" spots wie in der waschmittel-, ferrero- oder lufterfrischer-szene zu sehen sind, setzen eher auf penetration. wurstegal, was gezeigt wird, hauptsache, es tut keinem weh, polarisiert nicht und der markenname wird oft genug genannt. geht einfach um erinnerung und branding und das ganze funktioniert - im großen wie im kleinen. man erinnert sich nicht an den spot, dafür an die marke. werbung => mission accomplished.

wenn man die alten großmeister wie zb. ogilvy liest, heisst es immer, spreche deine zielgruppe in der richtigen sprache an. den ingenieur wie einen handwerksmeister. den meister wie einen gesellen, den gesellen wie einen lehrling, ... die hausfrau wie ... dann klappt es auch mit der werbung. andersherum: je komplizierter, desto flop.

nehmen wir am ende den kleinen vader aus dem eingangspost. lustige story, das. was haben wir daraus gelernt? ein vw (war es ein passat? egal.) macht auf knopfdruck das licht an. wow, geile erkenntnis. würde ich deshalb einen passat kaufen? wohl eher nicht ... obwohl der spot unterhaltsam war. allerdings wage ich zu bezweifeln, dass ich (kinderlos) die zielgruppe war. ansonsten auch hier, zielgruppe findet kind süss, hat/will kinder, passat = sympathischer pampersbomber = erinnerung rufen = mission accomplished. dadurch, dass der spot auch unterhaltsam war, kann man sich u.u. länger dran erinnern ... punkt für den spot. eine rückrufaktion und der ganze effekt ist im eimer. ... btw: bei einem invest von 30k+ für ein auto mir den ollen schlüssel vorzustellen ist schon feist, oder? auch wenn es unterhaltsam war.

wer hat eigentlich einen passat-prospekt danach geordert?

 
Schlechte werbung zu machen ist billig aber der kunde wird verprellt. Daher sollte man es besser sein lassen oder mehr geld für werbung in die hand nehmen.
 
Schlechte Werbung verprellt Kunden nicht. Bleidigende oder offensichtlich "verarschende" Werbung kann Kunden verprellen, aber bloß weil eine Werbung nicht viral ist wird Sie den Kunden erstmal nicht verprellen! WErbung kann besser oder schlechter sein aber wirklich schlecht ist sie nur dann, wenn sie den Kunden zu der aktiven Entscheidung führt Dein Produkt nicht zu kaufen. Und bis das passiert muss schon viel in Deine Werbung passieren...
 
QUOTE (ELseo @ Di 16.07.2013, 16:31) Schlechte werbung zu machen ist billig aber der kunde wird verprellt. Daher sollte man es besser sein lassen oder mehr geld für werbung in die hand nehmen.

Völliger Blödsinn!

SCHLECHTE Werbung gibt es nicht. Selbst wenn die Werbung total dumm und bescheuert ist. Das Ziel ist trotzdem erreicht: Dem potentiellen Kunden bleibt der Spot in Erinnerung. Beim nächsten Einkauf sieht er dann das Produkt und verbindet die Werbung damit und greift zu. Das hat nichts mit billig oder nicht billig zu tun. Gerade nicht im wirtschaftlichen Sinne.

Alles in Allem ist doch das Ziel bei so vielen Kunden wie möglich im Hinterkopf zu bleiben und das auf lange Sicht, um mehr Umsatz zu generieren.
 
Völlig richtig. Bis das Werbung wirklich schlecht ist, weil sie Dich ernsthaft sabotiert muss schon viel passieren. Natürlich kann richtig witzige und intelligente Werbung viel bewirken, aber so oder so ist Werbung erstmal nicht schlecht.
 
Ob Werbung bewusst schlecht oder gut empfunden wird, sagt nichts darüber aus, ob diese WIRKT! =)

Ich kann dir Lektüre aus dem Bereich Neuromarketing sehr empfehlen. Dort wird neurotechnisch erläutert warum auch manch schlechte Werbung wirkt.

Beispiel:

Ein Auge kann nur eine bestimmte Anzahl an Bildern pro Sekunde warnehmen. Wäre ein Bild eine nackte Frau innerhalb der Sekunde, würde man es nicht wahrnehmen. ABER das Unterbewusstsein: Und das ist der Schlüssel. Wenn nun der Werbesport öde ist bewirkt das trotzdem einen Kaufreiz bei Männern anhand des nicht wahrnehmbaren Nacktbildes der Frau.
Das Gehirn hat es aber wahrgenommen!

Das Unterbewusstsein und andere neuronale Vorgänge.

Sehr guter Buch-Tipp:

Neuromarketing: Erkenntnisse der Hirnforschung für Markenführung, Werbung und Verkauf
Limbic® Sales: Spitzenverkäufe durch Emotionen
Brain View: Warum Kunden kaufen

Es gibt da auch viele andere gute Bücher.
Stichworte: Brain view, Neuromarketing

 
Einen "toten Hund tritt keiner". Nach diesem Motto verfahren viele Werbende. Man muss sich immer fragen: Welches Ziel steckt hinter der Werbung? Ein Sale, Branding oder eine Markeneinführung. Bei den von Dir erwähnten Beispielen, soll einfach nur eine Penetration erreicht werden.
 
Wurde die Sache mit dem ein "Bild von einer Cola einschmuggeln und alle bekommen Lust auf Cola" nicht wiederlegt?
Sprich wenn der Mensch das Bild nicht bewusst wahrnehmen kann, dann kann auch keine bewusste Handlung erzeugt werden.
 
QUOTE (Thelastcookie @ Mi 6.03.2013, 22:09) Vielen Dank für Deine Antwort!

Der erste Teil hilft mir weiter. Letzteres möchte ich nicht abstreiten aber es fällt mir wirklich schwer das nachzuvollziehen.
In meinen Augen löst es eine negative Emotion aus die sich doch eigentlich schwer in Kaufwillen umwandeln lassen kann.

Entscheidend ist wohl nur, dass das beworbene Produkt oder die Firma im Gedächtnis bleibt. Das vermittelt Sicherheit, da bekannt mit gut/sicher gleichgesetzt wird.
 
Bekannt muss nicht unbedingt = gut und sicher sein. Kann abe rmuss nicht. Wenn ein schlechtes Bild im Kopf hängen bleibt dann heißt das unterm Strich: Das kenn ich und ich weiss das es Schrott ist.
 
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